Unselige Holocaust-Verleugnungen©

 

 

 

Ich sehe Bilder und Fotos mit neuen Augen.©

 

Ich sehe Models, Moderatoren, Profi-Fußballer, Showmaster, Politiker, Politikerinnen, Nachrichtensprecher, normale Bürger, einen Arbeiter, adelige Eltern, adelige Paare, ja sogar den Papst.

Alle winken in Kameras und wollen doch nur sich selbst verleugnen, dass hinter der Kamera ein Mensch steht, vergessen sie. Meistens stand vor oder neben der Kamera jemand oder eventuell sogar jemand über der Kamera.

 

 

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Ich bin infektiös.

Ich möchte nicht mehr beten.

Ich möchte nur wissen, ob es die harmlosere Variante des Todes ist.

 

 

 

 

Ein Film über Moorleichen©

 

 

Es ist Sonntag.

Ich habe kein Wasser.

Ich bin müde und schaffe es nicht gedanklichen Schutz vor der Hand einer Moorleiche einzubauen.

Der Übergriff war lange nicht mehr so präsent.

 

 

 

 

 

Il y avait une personne qui a criée©

 

 

Ich sehe sie alle: Verschlafene Kinder, Hungrige Kinder, Wütende Kinder, Weinende Kinder, Quengelnde Kinder, Getragene Kinder, Verratene Kinder, Schlafende Kinder, Schreiende Kinder, Ängstliche Kinder (?), Verwirrte Kinder.

 

 

 

Nachts stieg die Nacht an Land©

 

Es ist viel zu spät.

Es ist unaufgeräumt und ich habe Angst vor Moorleichen.

Ich bräuchte ein Licht, das ich brennen lassen kann.

 

 

 

„Nachts schlafen die Ratten doch“©

 

Da bin ich mir nicht mehr so sicher.

Ich weiß bis heute nicht, wer bei mir in die Wohnung eingebrochen ist, waren es Rechtsradikale, waren es Fremde oder war es die Polizei?

Ich legte mich schon einmal ängstlich schlafen.

Dann wachte ich aus nicht erinnerten Träumen auf und wurde noch ängstlicher, sprang herunter um das Licht auszuschalten, falls es einen Angriff gibt.

 

 

 

Ein Kinder-Alptraum©

 

 

Ich bin in dem kleinen viereckigen Vorraum zwischen Badezimmer, Schlafzimmer der Eltern und dem Ess-Zimmer. An der Wand ist eine Garderobe angebracht.

Die Tür zum leeren elterlichen Schlafzimmer ist geöffnet, es ist Krieg, durch das Fenster ist das Haus der Nachbarn von gegenüber zu sehen, es kommt von dort eine Atombombe durch das Fenster direkt auf mich zu.

 

 

Kadetten©

 

Ich surfe im Internet und sehe Bilder eines U.S.-Präsidenten. Ihm zu Füßen sitzen Kadetten mit weißen Hüten auf den Knien.

Ist es ihnen zu verdanken, dass noch Frieden herrscht?

 

 

 

Pahe©

 

Ich trete vier Minuten zu spät in einen Saal, eine Podiumsdiskussion wird eingeleitet. Der Redner verweist auf den Platz ohne von der Rede abzuschweifen.

Ich höre zu.

Eine Dolmetscherin ist nicht zu sehen. Sie ist jedoch vorhanden.

Ich habe eine Frage, sie wird gestattet, doch die echte wird verneint.

Ein Junge sitzt im Publikum. Er wirkt alleingelassen. Vor ihm liegt die Zukunft des Landes.

Die Zukunft sitzt auf einem Podium und erklärt ihm das Leben.

 

Salzstangen©

 

Ich muss mich betrinken. Ich trinke zwei Gläser Mineralwasser schnell hintereinander.

Zuvor habe ich eine Salzstange gegessen und unsicher ein abgebrochenes Drittel, das auf den Boden fiel in eine Tasche verschwinden lassen.

 

 

 

 

 

 

Komm oh Tod du Schlafes Bruder©

 

Habe ich es oder habe ich es nicht?

Seit wann bin ich so schwach?

Seit wann tut mir sogar mein Zahnfleisch weh?

Ich drehe die Heizung auf. Heute ist Sommeranfang.

Es überfällt mich eine Erinnerung:

Denn ihr wisst weder den Tag, noch die Stunde.

Ich habe einen Tag zuvor stolpernd das Gleichgewicht verloren, als von rechts zwei Fahrradfahrer kamen.

Es darf nur leichter Diabetes sein, es kann nur leichter Diabetes sein.

Ich trinke zu wenig Wasser, mir fehlt das Geld für einen ganzen Kasten.

Ich bin also allein in meiner ungeputzten Wohnung, es fehlt mir die Kraft.

Ich lege mich auf den Boden und blicke in den Himmel.

Die Wolken bleiben stehen. Das wäre ein schöner letzter Blick auf diese Welt.

Ich bin im Halbschlaf, die Zunge wird durch einen Reflex zurückgehalten. Vielleicht sterbe ich so.

 

 

Mein Nachbar räumt auf, mein Nachbar zieht aus.©

 

Er war mir der Liebste.

Ich fragte ihn nach seinem Durchlauferhitzer. Meiner funktionierte nicht mehr.

Ein letztes Putzen und jemand den ich nicht kenne. Ich hoffe es ist eine integre Person. Es scheint nicht der Fall zu sein.

 

 

 

Veraltete Musik©

 

Was für eine Musik wird heute gehört? Von der Jugend, von den Kindern?

Oder ist dies veraltet, wird Musik anders gehört? Hören Sie noch? Machen Sie selbst Musik?

Das Kind der Nachbarn erhebte einmal die Stimme.

Ich höre Musik und schäme mich, dass ich keine funktionierenden Kopfhörer mehr habe.

 

 

 

Mobbing©

 

Jeden Tag das gleiche Ritual, jeden Tag ein Gesicht mit gleicher Qual.

Ein Nachbar, der sich dank DM zum Familienvater erkauft.

Er kommt mir auf dem Bürgersteig entgegen und grüßt noch nicht einmal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Siffler – ça aide©

 

Mein mobbender Nachbar pfeift jedes Mal, wenn er nach Hause kommt, seine Tochter ankündigt oder sich ankündigt.

Muss ich es mir anhören?

Vor allen Dingen wozu?

Pfeifen ist nicht verboten.

Ich halte mich lieber an den Spruch meiner Großmutter väterlicherseits:

Kinder die kreischen und Hähne die krähn, denen soll man bei Zeiten die Hälse umdrehn.

 

 

Ein Nachbar fährt Taxi, ein Nachbar trinkt©

 

 

Es ist der gleiche, aber er hat kein Kind.

Augenringe bis tief in die Nacht. Es klappern die Flaschen, die er hat mitgebracht.

 

 

 

Es klappert die Mühle am Rauschenden Bach©

 

Es klappern die Flaschen beim Rausche danach.

Es poltert kein wenig, das Kotzen danach.

 

Die Tür die fehlt ihm, der Einbruch war da.

Die Haare sind wenig, ausnahmsweise mal klar.

 

 

Meine Nachbarin ist Moderatorin©

 

 

„Entschuldigung, ich wollte nicht stören, aber könnten Sie so freundlich sein, mir meine Träume wieder zu geben?“

Nein, diesen Liedanfang kennt sie nicht.

Sie konzentriert sich. Schließlich sind wir die Nachbarn. Also bitte aufpassen.

Bis dass der Tod uns scheidet. Der Tod kommt täglich, mal laut mit Absätzen, mal als Kind sich ins Mama-Taxi setzend, mal von weitem mit Einkaufswagen dabei, mal als Partner mit Koffer dabei.

 

 

Meine Nachbarin ist Türkin©

 

Das Fenster ist geöffnet.

Es ist selten, dass sie auf türkisch sprechend zu hören ist.

Es ist jemand bei ihr, sie isst etwas.

 

 

 

 

 

 

Ein polnisches Café©

 

„Da vorne kommt Deutschland“.

Ich drehe (m)ich um und winke.

Auf dem Rückweg zurück sehe ich nach dem Einkauf, jemand, dem dieser Ruhm eher zu Teil wird, es ist jemand mit ALG-II.

 

 

R.E.M.©

 

Wie lange ist es her, dass ich dieses Lied hörte?

Wann fand ich zu dessen Religion zurück.

Und vor allem: Wie konnte ich den Clip anklicken ohne die Folgen zu bedenken?

Was fott ist, ist fott.

Und es hätt noch immer joot jejange.

Der nächste Clip ist sofort im Anschluß.

Verführerisch, es war ein Clip zuviel.

 

 

 

 

Kapitulation,©

 

 

Ich breche zusammen.

 

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